
News
Christine Krämer
Der umgekehrte Blick
Ausstellung: 17. Januar – 30. März 2025
Geöffnet: Freitag bis Samstag 13–16 Uhr und nach Vereinbarung
Stadtstadel Kempten
Es gibt sie nicht, die Landschaften, eingerahmt in Ornamentik oder betrachtet von fremdartig wirkenden Köpfen, den sogenannten Astronauten. Geprägt von einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt, den aktuellen Themen der Zeit und ihren persönlichen Eindrücken von Gesellschaft und Politik überträgt die philosophisch ausgerichtete Künstlerin Christine Krämer ihre Gedanken in Farbanalogien auf die Leinwand. Dabei steht der Prozess des Werdens im Vordergrund und nicht ein zu erzielendes Ergebnis einer realen Darstellung. Begeistert von den sich ständig bietenden Möglichkeiten, die Dinge ihrer Umgebung umzudeuten, wie z.B. in einem Farbfleck eine Landschaft zu sehen, begegnet sie ihnen aus unterschiedlichen Dimensionen heraus. Persönliche Erinnerungen, konzeptionelle Überprüfung und eine vom Bild ausgehende Vision finden während des Schaffens zeitgleich Eingang in das entstehende Werk. Dabei verbindet sie das Hinnehmen von Zufälligen und eine gleichzeitig konzeptionelle Vorgehensweise. Diese Gleichzeitigkeit von instinktiver Empfindung und intentionalem Arbeiten macht sie zum Spieler und Zuschauer in einer Person.
Astronauts
One could see in the figure of the astronaut, which has appeared in Christine Krämer’s recent paintings, the alter ego of the artist. They could be regarded as self-portraits, that is, portraits of the artist as an astronaut, which would undoubtedly be correct.
Yet the images possess a dimension that goes beyond this. They pose the question of what art is. In the relation between measurable and immeasurable space. But this relationship also invokes existence in indeterminacy under certain conditions. And when we talk about indeterminacy, then the stars are not far. We need holes in the real in order to see them. Maintaining these holes open occurs as painting.
The artist knows that the greatest danger lies in the windowless. The window that her paintings open, opens onto the chaos of indeterminacy. At the same time, it is a window of the imaginary as much as of the real, since the imaginary allows us to see the real differently.
Man kann in der Figur der Astronautin, die seit einiger Zeit in Christine Krämers Bildern auftaucht, das Alter Ego der Künstlerin erkennen. Es würde sich um Selbstporträts handeln, um Porträts der Künstlerin als Astronautin, was zweifellos stimmt.
Die Bilder haben eine darüber hinaus gehende Dimension. Es geht um die Frage, was Kunst sei. Im Verhältnis zum messbaren und unermesslichen Raum. Das aber heißt: Es geht um Existenz im Unbestimmten unter bestimmten Bedingungen. Wenn es ums Unbestimmte geht, sind die Sterne nicht weit. Es braucht Öffnungen im Realen, um sie zu sehen. Das Offenhalten dieser Öffnungen geschieht als Malerei.
Die Künstlerin weiß, dass die größte Gefahr von der Fensterlosigkeit ausgeht. Das Fenster, das ihre Bilder öffnen, öffnet sich dem Chaos der Unbestimmtheit. Es ist gleichermaßen Fenster des Imaginären wie Realen, da das Imaginäre das Reale anders zu sehen erlaubt.
Marcus Steinweg
(translated by David Sánchez)
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